das Schöne

Während in protestantischen Kreisen das Streben nach dem Wahren und Guten relativ unstrittige Wertesysteme darstellen, stehen viele Protestanten – und insbesondere Evangelikale – mit der dritten Kategorie, dem Streben nach dem Schönen, auf Kriegsfuß. Historisch bedingt, wurde aus vielen Kirchen alles Bildhafte, Symbolische, Rituelle und Sakramentale verbannt – man sah hier nur Missbrauch (den es ohne Zweifel gab) und betrachtete schließlich das gesamte ästhetische Wertesystem als „häresieverdächtig“. Als ob der Mensch nur Ohren und nicht auch Augen hätte, als ob neben Intellekt und rationalem Denken nicht auch Phantasie, Einbildungskraft, Emotionen angesprochen werden müssten! In ihrem berechtigten Streben, Irrtümer zu korrigieren, hat die Reformation an vielen Stellen gleichsam das Kind mit dem Bade ausgeschüttet. Deshalb haben es Christen mit einem ästhetischen Wertesystem in vielen protestantischen Kirchen schwer, einen ihnen gemäßen Glaubenszugang zu finden. Im Gegensatz dazu hat die theologische Tradition der Ostkirchen eine lange Geschichte, die durchgehend die Bedeutung der ästhetischen Sehnsucht im Blick auf geistliches Wachstum betont. In protestantischen Kirchen fehlt diese Dimension zwar nicht völlig, ist aber in aller Regel sehr viel schwächer entwickelt...

Auszug von Die 3 Farben Deiner Spiritualität - Christian A. Schwarz

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